Die Funktionen des Waldes
Der Wald im Wandel
Die Projektpartner stellen derzeit einen Wandel der gesellschaftlichen Erwartungen an die vom Wald zu erbringenden Leistungen (ÖSL) fest. Standen in zurückliegenden Jahrzehnten fast ausschließlich die bereitstellenden (Holz, Nahrung, Wasser, etc.) und teilweise auch die regulierenden ÖSL (Klimaregulation, Überflutungsschutz, Wasserqualität, etc.) im Vordergrund, rückten im Laufe der Zeit zunächst die unterstützenden (Bodenbildung, Nährstoffkreisläufe, genetische Vielfalt) und in neuerer Zeit vermehrt auch die kulturellen ÖSL (Erholung, Naturtourismus, Ästhetik) in den gesellschaftlichen Fokus.
Deutlich wird dies beispielsweise an der zunehmenden Anzahl von Presseartikeln, in denen der Wald zum Beispiel als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten oder seine Erholungsfunktion für den Menschen dargestellt wird. In Abhängigkeit von der in den Projektgebieten vorzufindenden Bereitstellung und Inanspruchnahme der ÖSL sollen diese analysiert werden, wobei momentan davon ausgegangen wird, dass dort die Bedeutung bereitstellenden und regulierenden ÖSL dominiert.
Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach dem nachwachsenden Rohstoff Holz, beispielsweise als Ersatz für Stahl und Beton aber auch als Wärme- oder Energielieferant. Die Holznutzung in Deutschland hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Unter diesem Szenario erscheinen Ziele des Naturschutzes wie die Erhöhung von Alt- und Totholz im Wirtschaftswald, Verbesserung des Klimaschutzes durch die Bindung von Kohlenstoff im Holzvorrat sowie in den Böden zunehmend gefährdet.
Ziel eines nachhaltig wirtschaftenden Forstbetriebs ist es, durch die Waldbewirtschaftung den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern und gleichzeitig auf seinen Flächen die unterschiedlichen ÖSL zu erbringen. Dabei ist es nicht möglich, einzelne ÖSL zu maximieren, da dies den Ausfall anderer ÖSL zur Folge hätte (beispielsweise würde die Maximierung der bereitstellenden ÖSL einen nahezu kompletten Ausfall der unterstützenden und auch verschiedener regulierender ÖSL bedingen). Aus diesem Grund favorisieren die Projektpartner die Erforschung und Umsetzung eines „integrierenden Optimierungsmodells“, in dem unterschiedlichste ÖSL in einem integrativen Ansatz ermittelt, abgewogen und optimiert werden, ohne einerseits die langfristige Resilienz und Anpassungskapazität des Ökosystems Wald zu beeinträchtigen und andererseits die Existenz des Forstbetriebs zu gefährden. Betrieblich existenzgefährdend sind insbesondere fehlende Liquidität (wenn die laufenden Ausgaben größer sind als die Einnahmen), mangelnde Rentabilität (wenn langfristig die Erträge geringer sind als die Aufwendungen), aber auch hohe Risikoanfälligkeit (insbesondere durch biotische und abiotische Gefahren).